Die dunkle Seite Spaniens
Es regieren Korruption und Vetternwirtschaft, Kontrollen gibt es kaum, die Justiz arbeitet langsam, immer wieder werden untragbare Zustände in Perreras aufgedeckt. Vor Jahren wurden in der inzwischen geschlossenen Perrera von Mataro die Hunde und Katzen noch lebend in den Verbrennungsofen geworfen und auch der Skandal um die Perrera von Puerto Real, hier wurden über viele Jahre die Tiere mit MIOFLEX getötet und starben einen langsamen grausamen Tod, zeigt deutlich auf wessen Seite die Behörden stehen. Der Verantwortliche ist auf freiem Fuß und betreibt immer noch zwei weitere Tötungsanstalten, das Strafverfahren ist noch immer nicht abgeschlossen.
Besonders dramatisch ist die Situation der Jagdhunde, sie leiden wie kein anderes Tier in Spanien.
Die Jagd ist Volkssport und der Erwerb der Lizenz zum Töten ein leichtes Spiel. Geballert wird auf alles was sich bewegt, auch das Fallenstellen ist beliebt, ein „echter“ spanischer Mann verbringt so seine Freizeit. Jagdhunde aller Rassen, Bluthunde, Pointer, Podenco, Galgo usw., werden in großen Rudeln unter miserabelsten Bedingungen gehalten, viele fristen ein trauriges Dasein an der Kette oder in dunklen Verschlägen, eine sogenannte Rehala, eine Jagdhundemeute kann bis zu 40 Tiere zählen.
Die am meisten misshandelte Hunderasse in Spanien ist der Galgo, diese edlen Windhunde sind Opfer ihrer Schnelligkeit und Intelligenz.
Verantwortlich für den Holocaust der Galgos sind die schätzungsweise 170 000 Galgueros, Besitzer von ca. 490 000 Galgos. Laut Tierschützern werden Jahr für Jahr 50 000 Galgos auf unterschiedlichste grausame Art und Weise entsorgt.
Spanien ist das einzige europäische Land, in dem es nicht unüblich ist, einen am Baum erhangenen Galgo zu finden.
Es geht um sehr viel Geld, aufgrund der Galgos werden jährlich ca.1000 Millionen Euro umgesetzt und 27000 Arbeitsplätze stehen im direkten Zusammenhang mit ihnen, die gesamte Jägerschaft bewegt jährlich 3000 Millionen Euro.
Ein richtig guter Galgo der an Wettkämpfen teilnimmt kann einen Wert bis zu 30000 Euro erlangen, dementsprechend oft werden Galgos gestohlen. Erst im November 2008 gelang der Guardia Civil in einer großangelegten “Harry” und “Clavijo” genannten Operation, zeitgleich in neunzehn Provinzen Spaniens durchgeführt, ein gelungener Schlag gegen die Galgo Mafia, der zur Verhaftung von 40 Personen, zur Beschlagnahmung von unzähligen Waffen und zur Befreiung von über 200 gestohlenen Galgos führte. Die Hundemafia hatte die Komplizenschaft von Tierärzten, Mikrochips wurden entfernt und durch neue Chips ersetzt Pässe gefälscht und auch führende Köpfe sollen sich unter den Verhafteten befunden haben.
Jagdhunde sind nichts weiter als das Instrument eines blutigen Zeitvertreibs, viele von ihnen erleben die Hölle auf Erden. Es beginnt schon mit der Geburt in irgendeinem dunklem dreckigen Verschlag, Entbehrung und fehlende Fürsorge vom ersten Lebenstag an, bis zum bitteren Ende. Erfüllt der Hund nicht seinen Zweck, ist er alt, krank oder bringt keinen Jagderfolg, wird er im günstigsten Fall “zum Teufel” gejagt, sich selbst überlassen oder man gönnt ihm einen schnellen Tod durch Erschießen.
Aber, ein echter spanischer Macho, der misshandelt seinen Hund, der nicht die gewünschte Leistung bei der Jagd gebracht hat, den Perversitäten sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Ist der Stolz des Jägers verletzt, entwickelt so manch einer von ihnen eine unglaubliche, kriminelle, bösartige Energie. Das Erhängen der Galgos hat sogar einen Namen, “Klavierspielen”, da der Galgo so gerade noch mit seinen Pfoten den Boden berührt und um sein Leben strampelt, so wie wenn ein Klavierspieler die Tasten schlägt, spielt der Galgo das Lied vom Tod.
Die Jagdsaison mit Galgos geht von Oktober bis Ende Januar, dann füllen sich die Perreras mit überwiegend jungen, bis zu 3 oder 4 Jahre alten Galgos, denn kaum ein Galguero sieht einen Sinn darin, diese bis zur nächsten Saison durchzufüttern, schließlich hat er ja schon per Zucht für genügend Nachschub für die nächste Saison gesorgt. Zu dieser Zeit beginnt für die Tierschützer der Wettlauf mit dem Tod, aber längst nicht alle Galgos können vor der Tötung bewahrt werden.
Hinzu kommen noch die vielen ausgesetzten Tiere die von einem Auto zerschmettert und die, die erschossen oder auf andere grausame Art und Weise beseitigt werden, die Brunnen in Spanien sind tief, stille Gräber die nur selten entdeckt werden.
Der Galgo wird ohne Ausnahme ausgesetzt und/oder hingerichtet, die saisonbedingte Jagd, die Unterhaltskosten von Hundemeuten die inzwischen nicht mehr in allen Provinzen gratis sind, das unstillbare Verlangen nach jungen, unverdorbenen Exemplaren für dieses Spiel, macht den Galgo zu einem Opfer seiner Schnelligkeit und Intelligenz.
Das ist das typische “ España profunda” , tiefstes Spanien, wovon meine spanischen Freunde immer wieder sprechen, das Spanien, was man dem Rest der Welt nicht gerne zeigt.
Martina Szyszka
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