Aus dem Tagebuch einer Tierschützerin 3. August

Carolinchen und ihr Notfallregenschirm

Um 2 Uhr nachts weckt mich ein grollender Himmel. Oh weh. Ein Gewitter? Ja, da kommen auch schon die ersten Blitze. So ein Mist aber auch. Genau vor der Katzenrunde. Ich setze mich aufs Sofa und beobachte sorgenvoll den Himmel. Da kommt auch schon ein heftiger Schauer hernieder. Na, das kann ja heiter werden heute.

Ich lehne mich aus dem Fenster, blicke hinauf zu dem dunklen, dick bewölkten Nachthimmel und fluche leise in mich hinein. Doch es scheint, das Gewitter hat ein Einsehen und zieht Richtung Meer von dannen. Ein Glück. Ich schnappe mir Charly und die Rucksäcke und flitze zum Auto.

Seit dem Umzug muss ich jetzt erst durch zwei Stadtviertel fahren, um zu meinen Katzen zu gelangen. Aber auch in diesem neuen Stadtviertel gibt es katzenmässig mehr als genug zu tun. Doch um die kümmere ich mich, sobald ich etwas Luft habe. Niemand kann auf verschiedenen Hochzeiten tanzen.

Während ich durch die dunkle Stadt kurve, beobachte ich scharf das über dem Meer wütende Gewitter. Hoffentlich bleibt es auch dort, schön weit weg von mir.

Es geht alles gut, die Katzen auf dem Sportgelände sind bereits versorgt, doch da…. platsch, platsch, platsch. Dicke Tropfen fallen plötzlich auf den Asphalt. Und da geht es auch schon los. Wasser marsch. So ein Mist aber auch. Ich hetze zum Auto, wo ich einen Regenschirm vermute.

War aber nix, denn während des Umzugs habe ich alles Überflüssige aus dem Auto entfernt. Und dazu gehörte der Regenschirm, den ich höchstens zweimal im Jahr benutze. Da fiel mir ein kleiner Notfallregenschirm vorn an der Windschutzscheibe ein. Erleichtert und inzwischen schon ziemlich nass öffne ich die Tür und schnappe mir meinen Notfallregenschirm.

Charly schaut mich missmutig aus zusammengekniffenen Augen an. Er will ins Auto. Er hat keine Lust, nass zu werden. Aber nix da. Charly muss mit. Denn er ist so ne Art Lebensversicherung für mich. Auf eine nächtlich herumschleichende männliche Gestalt wirkt so ein wahnsinnsgefährlicher Kampfhundmischling schon recht abschreckend. Obwohl, heute, bei dem Wetter, da bezweifle ich, dass da irgendjemand mit zweifelhaften Absichten durch die Gegend schleicht. Aber mit Charly fühle ich mich sicherer. Ich habe zwar immer ein kleines Tränengasspray im Beutel, aber Charly ist mir da schon lieber.

So ein kleines Fläschchen Tränengas ist schnell aufgebraucht. Wogegen die blitzenden weißen Zähne von Charly sich nicht abnützen. Da könnte er beißen so viel er wollte.

Ich öffne den Notfallregenschirm……… er klemmt. Es ist zum Auswachsen. Gerade jetzt. Während ich mit der Tücke des Objekts kämpfe, werde ich immer nasser. Nass, nasser, am nassesten. Hihi, wenn mich jetzt meine Deutschlehrerin aus vergangenen Zeiten lesen würde. Sie bekäme Zustände. Nasser als nass geht nämlich nicht.

Und dieses verflixte Ding, dieser Notfallregenschirm erweist seinem Namen nicht gerade große Ehre. Der Stil fährt nicht aus, bleibt also kurz. Naja, damit kann ich leben. Der Schirm spannt sich…. und schon klappt er wieder zusammen. Oh nein. Was ist denn nun los? Verflixt nochmal. Wieder und wieder lasse ich den Schirm einschnappen und der schnappt prompt zurück. Und in der Zwischenzeit bin ich schon nass bis auf die Haut. Und Charly auch.

Tja, dann muss es denn eben mit einem nicht gespannten Schirm gehen. Ich hebe das Ding über meinen Kopf, den Knauf habe ich auf Wangenhöhe, die Leine von Charly unter den Oberarm geklemmt und die Rucksäcke pendeln von meinen Schultern herab, die Taubenfuttertüte in der Hand. Na, das kann ja noch was werden.

Insgeheim muss ich lachen. Wenn mich jemand jetzt so sehen würde….. mit diesem Ding auf meinem Kopf könnte ich allenfalls in Ascot Furore machen, aber als Schutz gegen einen Gewitterregen taugt er kaum, mein Notfallregenschirm.

Nach ein paar Metern verliere ich so langsam verliere ich die Geduld und entnervt werfe ich dann dieses unnütze Ding in den nächsten Mülleimer. Nass bin ich eh schon, das Haar klebt mir mitten im Gesicht. Also. Was solls?

So kämpfen wir uns durch den Regen und lassen Futter an vor Regen geschützten Stellen liegen. Charly und ich. Beide mit gesenktem Kopf und zusammengekniffenen Augen, um wenigstens diese vor dem niederprasselnden Regen zu schützen. Immer wieder wirft mir Charly einen missmutigen Seitenblick zu. Jaaaa. Ich verstehe ihn.

Er könnte jetzt schön warm und trocken im Bett bei meinem Sohn liegen. Statt dessen zerre ich ihn Nacht für Nacht aus dem Haus und muss als Bodyguard herhalten. Armes Kerlchen. Aber auch ich frage mich inzwischen insgeheim, wieso ich mir das eigentlich alles antue.

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