01.04.2009, Konferenz von Prof. Dr. Jesús Mosterín, Barcelona

Zum 1.April 2009 hatte Frau Imma Mayol, zweite Bürgermeisterin und Präsidentin des Stadtrats für Zusammenleben, Verteidigung/ Wahrung und Schutz der Tiere der Stadt Barcelona, zu der ersten im Rahmen eines Konferenzzykluses über Tierschutzthemen stattfindenden Konferenz eingeladen. Selbstverständlich habe ich diese Einladung gerne wahrgenommen. Wir alle durften uns im Rathaus von Barcelona, im geschichtsträchtigen „Sala de Cronicas“ auf einen Vortrag von Herrn Prof. Dr. Jesús Mosterín (Universitätsprofessor für Forschung, sowie auch für Logik und Philosophie freuen. Prof. Dr. Jesús Mosterín hat viele Bücher über Tierrechte veröffentlicht und diesbezüglich entsprechend viele Konferenzen gehalten.

Vertreter aller Tierschutzorganisationen Barcelonas und Umgebung fanden sich ein. Ich traf auf Teresa Giménez Candela, die einzige Universitätsprofessorin in Spanien, die in ihrer Fakultät Animal Law unterrichtet, sowie auch auf andere illustre Tierschützer wie u.a. Dra. Montserrat Escartín, spezialisiert auf spanische Philologie und spanische Literatur und auf politischen Niveau für den Tierschutz kämpft, sowie
Jordi Portabella, der Verantwortliche für die Abstimmung zu „Barcelona stierkampffrei“ im Jahre 2004. Er brachte das Außergewöhnliche im Rathaus von Barcelona zustande, dass das erste Mal geheim abgestimmt wurde und nicht, wie üblich, durch Handerheben. So konnten auch die Ratsmitglieder, deren Partei offiziell den Stierkampf befürwortet (PP) für ein stierkampffreies Barcelona stimmen.

Der einstündige Vortrag von Herrn Dr. Mosterín war wie immer äußerst lehrreich, ich versuchte, mir so viel wie möglich zu notieren. Ein Wink mit dem Zaunpfahl war für die zweite Bürgermeisterin, Frau Mayol die Bemerkung, dass alles Leben immer von Schmutz begleitet ist. Es ist unmöglich, vollkommen steril, aseptisch zu leben. Dies war eine Rüge für all diese Stadtverwaltungen, die ständig Verfügungen gegen Tiere und Tierhalter erlassen und denen das Leben unmöglich machen. In Vilafranca del Penedés ist es z.B. verboten, dass Hunde auf der Strasse ihre Bedürfnisse verrichten. Wobei es sich hierbei nicht nur um Kot handelt, auch um Urin. Auch dürfen sie sich an bestimmten Stunden nicht auf den Balkonen, Gärten oder Terrassen ihrer Besitzer aufhalten.
So ist auch ist die Fütterung von Straßentieren verboten, da dies Verunreinigungen nach sich ziehen könnte und natürlich ist dementsprechend auch die Fütterung von Tauben untersagt, oft zu unrecht als Salmonellenbomber und Ratten der Lüfte bezeichnet.Ich frage mich, wieviel Schmutz und Kot wohl ein Mensch in einem Jahr „produziert“.
In unserer Welt, so aseptisch, so steril, so künstlich, voller Plastik und Aluminium (alles pflegeleicht) haben wir den Kontakt zum wirklichen Leben und zur Natur verloren. Wohingegen die Tiere, unser Kontakt mit ihnen, uns wieder ins Leben zurückholt, zu den wirklichen, echten Gefühlen.
Auch erwähnte Prof. Dr. Mosterín dass er niemals die Argumente der Menschen verstehen werde, die uns über die Tiere stellen. Die Frage, in was unterscheiden sich Mensch und Tier ist genauso blödsinnig wie die Frage, in was unterscheidet sich eine Hamburgerin von einer Frau. Es gibt keinen Unterschied, so einfach ist das. Biologisch gesehen gibt es überhaupt keinen Unterschied.
Solche Kommentare könnten nur Menschen machen, die nichts von Biologie verstehen. Das Leben ist wie ein Baum, der Millionen von Verzweigungen und Äste hat auf denen alle Lebewesen vertreten sind, Menschen und „Un“-Menschen und unsere geliebten „Nicht“-Menschen.
Er fuhr fort, dass die, die den Schmerz eines Hundes in Zweifel stellen, diejenigen sind, die keinen Hund haben. Das Mitgefühl ist universell und wie der Name Mitgefühl schon ausdrückt, bedeutet es die Nachempfindung fremder Gefühle, welche aus der lebhaften Vorstellung derselben entspringt.
Sehen wir jemanden, der leidet, fühlen wir mit ihm. Leidet jemand, aktivieren sich in seinem Gehirn ganz bestimmte Neuronen und bei demjenigem , der mit ihm fühlt, aktivieren sich genau die gleichen Neuronen. Prof. Dr. Mosterín erklärte uns, dass diese Neuronen, auch „Spiegel-Neuronen“ genannt, uns die Fähigkeit geben, uns mit jemand anderem zu identifizieren und diese Neuronen als eine biologische Grundlage der Empathie aufgefasst werden können.
Ich für mich leite daraus ab, dass es offensichtlich Menschen mit vielen Spiegel-Neuronen geben muss und andere, die so gut wie keine haben. Wie sonst ist es möglich, dass gewisse Leute lachend und sichtlich vergnügt einer öffentlichen Folter eines Kalbes, Kuh oder Stieres zusehen können ohne sich auch nur annähernd vorstellen zu können, was dieses Tier erleiden muss? Wir Tierschützer hingegen krampfen uns jedesmal zusammen, wenn wir auch nur ein Foto von einem solch gequälten Tier sehen und sollten wir einmal Augenzeuge eines solchen widerwärtigen Verhaltens werden, würden wir diese „puyas“, „banderillas“ und „estoques“ so spüren, als würden sie unseren Körper durchstoßen.
Prof. Dr. Mosterín fuhr mit dem Grundrecht auf Leben und Unversehrtheit eines jeden Lebewesens fort. Diese Rechte sind elementar und absolut unantastbar. Denen, die sich auf ihr Recht auf Folter durch Tradition pochen, ruft er zu, dass z.B. in China und Japan während Jahrhunderten den Frauen die Füsse gebunden wurden, was zu entsetzlichen Schmerzen und Missbildungen führte. Auch das war Tradition, die aber mit dem Fortschreiten der Bildung abgeschafft wurde. Er nannte noch viele andere Beispiele, die aber langsam aber sicher entweder schon abgeschafft wurden (wie die Sklaverei oder das Recht des Herrn auf die Brautnacht seiner frisch vermählten Untertanen) oder aber im Begriff sind, abgeschafft zu werden. Nichts, keine noch so alte Tradition rechtfertigt, einem anderen Lebewesen Schmerzen zuzufügen oder gar den Tod herbeizuführen. Immer, wenn man Bildung und Kultur freie Fahrt gibt, verschwinden solch barbarischen Riten ganz von selbst. Übrig bleibt nur, was ethisch und moralisch vertretbar ist. Angesichts dieser Worte fragt man sich, wie es in Spanien hinsichtlich Bildung und Kultur aussieht. Hier verkneife ich mir jeden Kommentar.

Prof. Dr. Jesús Mosterín und Caroline Waggershauser
Das Ende seines Vortrages einleitend, ermahnte er uns, jedem Lebewesen seine Rechte zuzugestehen und nicht müde zu werden, um diese zu kämpfen, sei es für Menschen oder „Un“-Menschen und natürlich unsere „Nicht“-Menschen. Auch wenn uns innerhalb von einigen Millionen von Jahren der Himmel sprichwörtlich auf den Kopf falle, d.h. wenn jemand die Verwandlung der Sonne in einen „Grossen Roten“ überlebe, der dann die Erde einfach mit verschluckt, uns aber dann danach die Galaxie „Andromeda“ sprichwörtlich auf den Kopf fällt. Trotz dieser nefasten Aussichten, sollten wir aber trotzdem versuchen, in Frieden miteinander zu leben und niemals müde zu werden, um die Rechte aller Lebewesen zu kämpfen.

Dra. M. Escartín, Dra. T. Giménez und F. Robredo, Repräsentant des Rathauses von Barcelona
Das waren seine Ziele für die Zukunft, die er uns mit uns auf den Weg gab:
Unsere Eigenschaft als Krebs an der Biosphäre zu hemmen und zum Einhalt zu bringen. Große Naturreservate zu schaffen, um die Biovielfalt mit gesundem Bestand zu erhalten, die der natürlichen Auslese unterworfen sind.
Alle Vorurteile gegenüber anderen Lebewesen ein für allemal aus unserem Kopf zu löschen.
Alle Kreaturen dieser Erde zu kennen und uns denen, die leiden, zu erbarmen und mit unseren Handlungen anderen Wesen weder Schmerz noch Leid zuzufügen.
In Frieden zu leben und im Einklang mit der Natur, wie ein Tier mehr zwischen den wilden Tieren und den Haustieren.
Vorträge wie von Prof. Dr. Mosterín sind für alle Tierschützer ein unbedingtes Muss. Es sind sozusagen Schulungen, bei denen wir immer wieder neue Argumente lernen, um gegen Tierquälerei so richtig professionell vorzugehen.
Nach dem Vortrag gab es einen kleinen Imbiss, wobei ich gestehen muss, dass der arme Prof. Dr. Mosterín nicht viel von den Leckereien kosten konnte, da ich ihn ziemlich in Beschlag nahm. Ich hatte noch so viele Fragen, Fragen und noch mehr Fragen. Daraufhin gab er mit seine E-Mail-Anschrift mit der freundlichen Aufforderung, ihm doch alle meine Anliegen zu schreiben, damit er sie dann aller Ruhe und Ausführlichkeit beantworten könne, anstatt zwischen Tür und Angel und all den Leuten, die von ihm ein Buch signiert haben wollten und natürlich auch noch Fragen an ihn hatten.

Power Point von Teresa Giménez Candela: STRAY DOGS IN SOUTHERN EUROPE
Caroline Waggershauser
CACMA
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Stop Our Shame
Cuidadanos Para Los Animales
SOS GALGOS NET
Kontakt: cwaggershauser@gmail.com