Endlich – Tierrechtler nach 19 Tagen Haft auf freiem Fuß
Die drei spanischen Tierrechtler, die auf Anordnung eines Richters in Santiago de Compostela seit dem 22. Juni in Haft waren, wurden am Mittwoch freigelassen. Der Ermittlungsrichter legt ihnen unter anderem die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zur Last, die Beschuldigungen sorgten weit über die Landesgrenzen hinaus für Empörung, es fanden in vielen Teilen Spaniens und auch außerhalb des Landes Protestkundgebungen statt. Das Landgericht A Coruña hat der Beschwerde der Umweltschützer stattgegeben und kritisiert, dass der Haftbefehl keine detaillierten Angaben zu den Vergehen enthält, die ihnen zur Last gelegt werden, wodurch „das Recht auf Verteidigung gebrochen“ wurde.
Anti-Terror Einheiten der Guardia Civil, bewaffnet mit Gewehren und begleitet von Hunden, die für das Aufspüren von Sprengstoff ausgebildet sind, stürmten am 22. Juni in einer großangelegten, Trócola genannten Operation, um 7 Uhr morgens die Häuser der Aktivisten. Zeitgleich schlugen sie in in vier spanischen Provinzen, im Baskenland, in Madrid und in Galicien zu, beschlagnahmten Computer und andere Arbeitsmaterialien wie T-Shirts und Abzeichen. Gefesselt mit Handschellen, wurden die Aktivisten, die des „Öko-Terrorismus“ beschuldigt und der Tierbefreiungsfront “ Frente Liberacion Animal“ zugerechnet werden, weltweit bekannt als Animal Liberation Front,in gepanzerten Fahrzeugen zu den Gerichten und Polizeiquartieren gebracht. Laut den Ermittlungsbeamten waren diese Aktivisten, Angehörige der Tierschutzorganisationen Equanimal und Igualdad Animal, die Anführer einer Reihe von Delikten zugunsten der Tiere – von Anschlägen auf Nerzfarmen bis hin zu Brandstiftung in Stierkampfarenen.
Neun der 12 verhafteten Tierrechtler mussten nicht ins Gefängnis, die drei Inhaftierten wurden vom Richter unter anderem der Freilassung von 20.000 Nerzen aus einer Pelztierfarm in Galizien im Jahr 2007 beschuldigt und die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Umweltschutzdelikte und Drohungen zur Last gelegt.
Das Landgericht A Coruña kommt zu dem Schluss, dass die bis gestern Inhaftierten die Spitze der Organisationen Igualdad Animal und Equanimal bilden, die für aufsehenerregende Aktionen wie Proteste gegen Pelzvorführungen bei der Modenschau Cibeles oder Proteste in Stierkampfarenen verantwortlich sind. Die Guardia Civil ist sogar der Meinung, dass hinter diesen öffentlichen Protesten auch Sabotagen, Drohungen an Unternehmer und sogar die versuchte Schändung des Grabs des Toreros Julio Robles stehen könnten.
Da der Richter die Inhaftierung allerdings nicht begründete und den Anwälten der Verteidigung lediglich die Einleitungsformel des Haftbefehls vorlegte, nicht aber die Anklageschrift, mit der Begründung die sei geheim, wurden die Inhaftierten nun unter Auflagen aus dem Gefängnis entlassen, da die Beschuldigten auf diese Weise „weder Erklärung noch Richterspruch“ hatten, Das Landgericht betont, dass diese sich „zur Verteidigung gegen eine Entscheidung gezwungen sahen, ohne zu wissen, warum sie getroffen wurde“. Das Landgericht kritisiert, dass der Untersuchungsrichter nicht erklärte, warum die Beschuldigten Beweise hätten zerstören können, wenn sie während der Untersuchung des Falls auf freiem Fuß geblieben wären. „Der Sitz des Vereins Equanimal, mit dem die Beschuldigten in Verbindung gebracht werden, ist bekannt und es war genügend Zeit, um die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen und die dort eventuell vorhandenen Beweise zu sichern“, so das Landgericht. Aufgrund dieser Kritik des Landgerichts an dem Haftbefehl, wurde angeordnet, dass die drei Inhaftierten freizulassen. Sie müsssen sich nun an jedem Ersten des Monats bei Gericht zu melden, die Vorwürfe gegen sie bleiben zunächst bestehen.
Javier Moreno, der Pressesprecher von Igualdad Animal und einer der Beschuldigten verteidigte die Aktionen der Organisationen und erklärte, dass „sie lediglich die Praktiken der Pelzindustrie ans Licht bringen sollen“. In der Zeit in der sich die drie Tierrechtler im Gefängnis befanden, haben Tausende von Menschen ihre Solidarität gezeigt, es wurde eine mehrsprachige Webseite eingerichtet, auch mit dem Argument, dass Spanien diejenigen angreift, die die Rechte der Tiere verteidigen. Interessierte konnten und können weiterhin das Geschehen verfolgen und Medienvertreter finden auf der Seite Ansprechpartner und Pressemitteilungen. Auch Facebook und Twitter infomieren ausführlich über die Ereignisse und die weitere Vorgehensweise der Tierechtsorganisationen gegen die Beschuldigungen ihrer Aktivisten.
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